Die Stationen im Freigelände am Altmühlufer
Schon am Ufer der Altmühl laden zwei Stationen zum Besuch des Altmühlzentrums ein.
In einer großen Glasvitrine beim Infostand sind einige verkleinerte Modelle des in Eichstätt geborenen Konrad Kyeser ausgestellt, der im 14. Jahrhundert unter anderem ideenreiche Verteidigungsmaschinen entwarf; in einer geologischen Station zeugt ein Stück des originär von der Urdonau blank „gewaschenen“ Bodens, dass das heutige Altmühltal ursprünglich tatsächlich von der Urdonau geschaffen und benutzt wurde.
Station Konrad Kyeser
Die drei Exponate in der großen Außenvitrine auf der Südseite der Ringmauer zeigen Modelle von kriegstechnischem Gerät, die nach Abbildungen in der Bilderhandschrift „Bellifortis“ (der Kriegsstarke) gefertigt wurden. Es sind dies ein Rammbock und ein Deckung bietender Streitwagen, deren bizarre Gesichter wohl metaphorischer Natur sind und auf die Gefährlichkeit der Belagerungs- und Kampfgerätschaften hinweisen. Daneben präsentiert sich ein mit Hilfe einer Spindel ausfahrbarer Kampfturm. Verfasst hat diese in 45 Exemplaren erhaltene, mit bis zu 220, z. T. großformatigen Illustrationen versehene und diese mit lateinischen Hexametern erläuternde Handschrift der am 28. August 1366 geborene Bürgerssohn Konrad Kyeser aus Eichstätt. Er gilt als erster namentlich bekannter Verfasser eines Kriegsbuches im deutschsprachigen Bereich. Kyeser hat nach dem Besuch der Lateinschule in Eichstätt ein Jurastudium in Prag absolviert. Er machte zahlreiche Reisen durch ganz Europa und nahm im Hofdienst des Königs Sigismunds 1396 am erfolglosen Kreuzzug von Nikopolis gegen die Osmanen teil.
Das in den Jahren von 1402 bis 1405 entstandene Buch enthält neben dem ganzen Inventar an Kriegsgerät wie Belagerungsmaschinen und Verteidigungseinrichtungen selektiv auch allgemeines überliefertes technisches Wissen wie z.B. aus Vitruvs „De architectura“ oder die erste mittelalterliche Abbildung einer Archimedischen Schraube. Darüber hinaus finden sich utopische Entwürfe und Erfindungen von Feuerwaffen, Raketen, Schiffen mit Radantrieben oder eines Taucher- und Kampfschwimmeranzugs, deren tatsächliche Realisierung teilweise erst Jahrhunderte später mit der Entwicklung von Motoren und Triebwerken oder anderer technischer Neuerungen möglich wurde. Insofern kann Konrad Kyeser, ein umfassend gebildeter Mann, als bayerischer Leonardo da Vinci gelten.
Ärztliche Rezepte gegen verschiedene Leiden und die Darstellung von Badehäusern zur Gesundheitsvorsorge und Leidenslinderung lassen auf medizinische Fachkenntnisse von Kyeser schließen. Schließlich sollen allerlei praktische Dinge wie Schneeschuhe und Schwimmwesten oder Kuriositäten wie ein Aufzug mit Windradantrieb oder die Abbildungen eines Keuschheitsgürtels und Entmannungsgerätes nicht unerwähnt bleiben.
Station Geologie – Urdonauboden der Altmühl
Eine geologische Station mit einem Stück Urdonautalboden am Altmühlufer erläutert einige bodenkundliche „Spuren“, welche die Flüsse im heutigen Altmühltal hinterlassen haben. Das hier vor Millionen von Jahren die Wasser zweier Flüsse tobten und dadurch den Burgfelsen herauspräparierten – die „Uraltmühl“, ein für damalige Verhältnisse kleiner, nur einige Kilometer langer Fluss, und der große Strom Urdonau - ist heute kaum mehr vorstellbar.
Schon vor 1,8 Millionen Jahren begann die Urdonau, sich in die Albtafel einzutiefen, die sich allmählich hob. Es war ein langsamer Prozess, doch „steter Tropfen höhlt den Stein“, und so hatte sie sich vor etwa 300 000 Jahren sogar bis zu 20 m unter die heutige Talsohle eingegraben und schliff den felsigen Kalksteinboden blank.
Ein Beweisstück für diesen Prozess ist hier ausgestellt: Der glatt geschliffenen Felsen aus dem Kalk des Weißjura, den man bei Riedenburg beim Bau des Main-Donau-Kanals hob, ist ein originales Stück der damaligen Talsohle der Urdonau. Später hat sie der Fluss selbst überdeckt, indem er durch mitgeführten Schotter sein eigenes Tal wieder auffüllte.
Das aufmerksame Auge kann auf den Feldern, welche die Hänge rund um Dollnstein bedecken, 90 bis 110 m über dem heutigen Talgrund Steine, sog. Leitgerölle, finden, die Urmain und Urdonau mitführten: schwarze, weiß geäderte Lydite, die der Urmain aus dem Frankenwald hierher transportierte und weiß geäderte Radiolite, welche die Urdonau aus den Alpen herbeischaffte.
Die Urdonau verlegte während der Riss-Eiszeit vor etwa 130 000 Jahren ihren Lauf in zwei Etappen. Zunächst floss sie für kurze Zeit durch das Schuttertal, dann durch das Steppberg-Neuburger Tal, das sie noch heute benutzt. Seither wird das Urdonautal zwischen Rennertshofen und Dollnstein von keinem Fluss mehr durchflossen („Wellheimer Trockental“), und der Talabschnitt zwischen Dollnstein und Kelheim gehört ganz der Altmühl.